Frankfurt Ironman 2007

Der Frankfurt Ironman 2007 ist vorbei. Ich lag in zwei Selbsteinschaetzungen zu 100 Prozent richtig, naemlich in der Schwimmzeit und in der Gesamtzeit. Ich war etwas ueber eine Minute vor der Tagesschau im Ziel. Hier der Beweis:

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Bedanken moechte ich mich bei denjenigen, die an die Strecke kamen und mich so unterstuetzt haben, das waren insbesondere Bernd, Marco, Michael und Jonas, Birgit und die vielen vom TCEC. In der Zwischenzeit sind dutzende von Mails und Anrufe eingegangen, die ich erst abarbeiten will. Von Marco stammen auch die Bilder, er hat ausser den Athleten in gelb-rot auch die Stars auf der Radstrecke erwischt. Ganz klasse Marco!


Rennbericht

Man kann den Ironman als Rennen alleine oder als komplette Veranstaltung ansehen, dann allerdings dauert das ganze 5 Tage. Ich beschreib mal alles, wen nur das Rennen interessiert, der muss halt nach unten blattern.

Donnerstag
Ich hatte Urlaub und trainieren war eh nicht mehr. Also ab nach Frankfurt und den Rucksack abgeholt. Das sei ein ganz tolles Ding mit vielen tollen Geschenken, auch „goodies“ genannt. Den Rucksack mit den Unterlagen gabs auch schon, aber da war ich etwas enttäuscht, so voll war der nicht. Egal, ich wollte ja das Rennen machen und zum Ironman werden. Abends habe ich dann noch Marco getroffen und wir haben die Wechselzone 1 besichtigt und den Schwimmstart angeschaut. Das hatte ich mir so nicht vorgestellt, dass es da so steil aus dem Wasser geht. Den Platz fuers Rad und die vorletzte Reihe noch eingepraegt, dann sind wir erst mal was essen gefahren.

Zum Tagesabschluss bin ich dann noch beim Stammtisch meines Vereins gefahren, es war allerdings schon spaeter und so sind die ersten schon gegangen. Schade, aber man kann sich nicht teilen.

Freitag
lecker Fruehstueck und gegen 13:30 mit dem Rad zum Bahnhof. S-Bahn raussuchen und ab nach Frankfurt zur Athletenbesprechung und Pastaparty in der Eissporthalle. Das war auch ganz nett, die Besprechung ergab noch einmal Aufschluss ueber die Regeln, die groesstenteils schon bekannt waren und windschattenfahren kommt fuer mich eh nicht in Frage. Das sollte aber noch zum Problem werden. Die wichtigste Info war die, dass mit Neo geschwommen werden darf, das war 2006 nicht der Fall und hat dazu gefuehrt, dass am Renntag schon ein paar Sportler nicht angetreten sind. Man darf mit Neo schwimmen, wenn das Wasser kaelter ist als 24 Grad Celsius, so sind die Bestimmungen.

Abend dann, bei der Pastaparty war ich mit Nadja (#108) verabredet und wir sind dann gemeinsam zum Buffett. Da wir alles entspannt angingen und uns Zeit liessen, gab es, als wir an der Reihe waren, schon keine Bolognesesauce zu den Nudeln. Hat der keine anderen Probleme koennte man jetzt sagen und ich stimme dem grundsaetzlich zu. Es gab zum Dessert kleine Schokotoertchen, aber nicht mehr fuer uns. Auch die anderen Sachen waren ruckzuck abgegrast.
Aergerlich fuer diejenigen, die Freunde mitgebracht hatten und fuer deren Ticket je 22 Oiro zahlen mussten. Dafuer haette es beim Italiener auch lecker zu essen gegeben, ohne Schlange. Ich erwaehnte die Sache mit den Toertchen beilaeufig am Tisch und mein Nebenmann sagte dann ganz stolz: „Stimmt, ich habe 4 Stück davon gefressen, die waren lecker“. Einen Kommentar ersparte ich mir. Das zog sich durch die weiteren Tage durch, ich komme nochmal drauf zurueck.

Samstag, Check-in Tag
So langsam entwickelt man eine gewissen Routine, was die Ausruestung fuer Triathlon angeht. OK, Badehose, Fahrrad und Laufschuhe alleine reichen nicht, bei der Langdistanz sowieso nicht. Ein paar taktische Ueberlegungen muss man schon vorher anstellen. Es geht beim Rennanzug los, Einteiler oder nicht? Eine Frage, die spaetestens beim ersten Besuch eines Dixiklos interessant wird. Und der kommt, das ist sicher.
Die komplette Ausruestung fuer den Renntag muss in drei Platiktueten passen. Diese sind farblich gekennzeichnet. Rot ist der Laufbeutel oder runningbag. Kann man sich mit dem „r“ gut merken.
blau ist der Radbeutel oder bikebag. Geht ueber das „b“ auch gut zu merken.
Weiss ist dann der Schwimmbeutel oder Smokingbag, aber darauf komme ich spaeter noch einmal zu sprechen.

Der rote und der blaue Beutel muessen zusammen mit Helm und Fahrrad beim Check-in am Samstag abgegeben werden.
In den blauen kommen die Radsachen, wobei sich die Schuhe meistens schon an den Pedalen befinden. Also Brille, evtl. Handschuhe, Stirnband fuer unter den Helm, etc.
In den roten kommen Laufschuhe, in meinem Fall auch Socken, Muetze und meine Guerteltasche.
Beim Check-in selbst muss man mit dem Rad und dem Helm zum Kampfrichter. Der Helm wird geprueft und man muss ihn aufsetzen, um zu sehen ob er passt. Beim Fahrrad muss man einen Bremstest machen, dann geht man mit einem Helfer zum Startplatz, wo das Rad in ein Gestell eingehaengt wird. In der Regel wird das Rad mit dem Sattel unter dem Gestell durchgeschoben und dann mit der Sattelspitze eingehaengt. Diesesmal wurden alle Raeder mit einer roten Plasticdecke zugedeckt. Das sah am naechsten Morgen aus, wie ein Kunstwerk von Christo. Schade, dass ich davon kein Foto habe. Wer eins hat, bitte schickt es mir zu. Meine Anschrift ist irgendetwas(at)meinedomain.de Dann ist das Einchecken beendet, man kann wieder heimfahren, oder in seine Unterkunft.
Zuhause packt man dann noch den weissen Beutel und dann gehts ins Bett.

Sonntag, Renntag:
Es muss alles praepariert sein. Am Sonntag hat man keine Zeit und vor allem keine Nerven mehr, noch Sachen zu suchen. Nach dem Aufstehen um 03:30 und einer Katzenwaesche gibts ein kurzes Fruehstueck. Dann greift man den weissen Beutel und es geht los. Ab mit dem Auto nach Frankfurt zum Rebstockbad, dort faehrt man mit dem Bus zum Start nach Langen. Der Transponder befindet sich bereits am Bein und man wird beim Betreten der Wechselzone registriert. DAnn sollte man auch nicht mehr zurueck.
Das Rad wird abgedeckt, der Luftdruck geprueft, die Flaschen gefuellt, die Riegel aufs Oberrohr geklebt, die Gels am Rahmen festgeklebt, Helm, Startnummer und Brille so hingelegt, dass es gleich losgehen kann. Da es bei mir auf 2 Minuten nicht ankommt, lege ich mir ein Handtuch direkt vors Rad auf das ich mich draufstellen kann, wenn ich Socken und Schuhe anzziehe. Dann wird es nicht ganz so sandig im Schuh. Bei den Profis geht das anders, da spielt Sand keine Rolle.

Das Umziehen beginnt so ca. eine dreiviertel Stunde vor dem Start. Wenn der Neoprenanzug angezogen ist, muss der Transponder an einem Bein befestigt sein. Mit Badekappe und Schwimmbrille in der einen Hand und weissem Beutel in der anderen bewegt man sich zum Ausgang der Wechselzone.
Im weissen Beutel befindet sich alles, was man zum Schwimmen braucht. Wenn man das angezogen hat, tut man alles rein, was man nach dem Wettkampf braucht: Duschgel, Badelatschen, Handtuch, Klamotten (i.d.R. diejenigen, die man vor dem Start anhatte, also der Smoking. Bei mir war er dunkelblau und hatte drei weisse Streifen. Der weisse Beutel wird auf dem Weg zum Schwimmstart bei Helfern abgegeben, die ihn verladen und ins Ziel bringen.
Dann gehts zum Schwimmstart. Der Weg zum Start erinnert irgendwie an eine Hinrichtung oder Einmarsch der Gladiatoren in die Arena, also zumindest was Stimmung, Nervositaet, Musik und Zuschauer angeht. Das ist wirklich nicht ohne. Man geht ins Wasser, muss pinkeln und heizt deswegen so schon einmal seinen Anzug von innen auf. ES GIBT JETZT KEIN DIXI MEHR.
Vor dem Start trifft man dann noch, wenn es gut laeuft ein paar alte Bekannte, ich habe Bernd H getroffen einen alten Kollegen, der jetzt in KA arbeitet. Von den alten Hasen bekommt man Minuten vor dem Start noch Tips fuer den Zieleinlauf, dann gehts los.

START

Mit dem Schuss, bzw, dem Feuerwerk auf der anderen Seite des Sees (damit man auch was sieht und nicht nur hoert) gehts wie ueblich los. Sofort verwandelt sich das Wasser in eine Waschmaschine. Es geht drunter und drueber. Zumindest von aussen schaut es so aus. Aber selbst wenn man sich im Pulk befindet, ist das ertraeglich, aber nur, solange man kraulschwimmt. Stoppt man nur fuer eine Sekunde, um sich zu orientieren, schwimmt jemand auf und man bekommt einen Ellenbogen, eine Hand oder ein Bein ins Gesicht, je nachdem, ob man selbst gestoppt hat, oder gestoppt wurde. Je nach Schwimmvermoegen kann man sich seinen Platz aber aussuchen. Da ich kaum mit weniger als 1h30 rechnete, bin ich erst mal am Ende des Feldes geblieben und das war gut so. Obwohl es der erste Start einer Langdistanz war und der erste Massenstart des Jahres und der erste Massenstart meines Lebens mit mehr als 2000 Startern hatte ich zu keinem Zeitpunkt des Schwimmens ein Panikgefuehl oder Platzangst. Ganz im Gegenteil. Das Schwimmen war ertraeglich, man schwamm, orientierte sich immer mal wieder an den Bojen. So ging es Minute fuer Minute vorwaerts, bis zum Ausstieg. Auf den letzten 500 Metern machten sich Vorboten von Kraempfen in den Beinen bemerkbar, aber das kannte ich schon und ich wusste, dass dies keine ernsthafte Gefahr ist, solange ich ruhig weiterschwamm.

Wenn man aus dem Wasser kommt, hat man zum ersten Mal an diesem Tag ein gutes Gefuehl. Echt, man koennte die Welt umarmen, haette man mich zu diesem Zeitpunkt gefragt, ich haette gesagt: „Ich bin gluecklich“

Danach geht es in die Wechselzone. Auf dem Weg dorthin zieht man schon einmal am Reissverschluss des Neoprenanzugs und zieht das Oberteil schon aus. Den Rest zieht man am Platz ruckartig runter und legt ihn in den Korb mit der Tuete (auf dieser ist dann die Nummer, dann geht es mit der Zuordnung einfacher)
Helm auf, Startnummer um, Radschuhe an und das Rad rauschieben bis zur Strasse. Dort darf man sich erst draufsetzen und losfahren.

radfahren

Die ersten Kilometer schwankt man einerseits von rechts nach links, andererseits hat man so viel Kraft, dass man sich bremsen muss. Trotzdem steht auf dem Weg nach Frankfurt immer eine 4 vorne. Erst in Bergen Enkheim wird es dann langsamer. Man pendelt sich ein, trinkt und isst erstmal was und dann kurbelt man nach Friedberg. Die Highlights mit dem Kopfsteinpflaster und dem Huehnerberg vergessen wir besser, das hat mich fertig gemacht. Bad Vilbel mit der Auffahrt die einem an den Ventoux oder eine andere vergleichbare Bergankunft bei der Tour erinnert ist sicherlich der Hoehepunkt der Radstrecke. Bei der zweiten Runde wirds dann aber auch schon ruhiger. Wichtig ist hier insbesondere, nicht zuviel Druck zu machen und die Kraft einzuteilen. Dann reichts auch bis zum Schluss.
Mir taten 10 km vor dem zweiten Wechsel so arg die Fuesse weh, das kannte ich noch nicht, obwohl Raddistanzen von 220km zu meiner Vorbereitung gehoerten. Insofern war ich froh, dass die Skyline endlich kam und ich das Rad abgeben konnte. Wenn man dann die Startnummer nach vorne dreht, sucht einem eine aufmerksame Helferin den Beutel raus und begleitet einem in das Wechselzelt. Dort zieht man die Radschuhe aus, die Laufschuhe an und nach Muetze und Guertel gehts auf die Laufstrecke.

laufen

Ich wurde schon nach dreihundert Metern vom ersten Mann Timo Bracht ueberholt, der bereits auf seiner letzten Runde war. Ich hatte sozusagen mein erstes Ziel erreicht. Ich wollte den spaeteren Sieger auf der Laufstrecke noch sehen. Das ist gelungen. Die erste Runde auf der Laufstrecke lief fuer meine Verhaeltnisse auch einwandfrei. Am Ende der ersten Runde lief dann auch Uwe Widmann vorbei. (Mit ihm teile ich mir schon einmal eine Bahn im Schwimmbad Kleinfeldchen, wenn viel los ist. Im Kleinfeldchen haben wir mit unserem Schwimmverein vier Trainigseinheiten pro Woche, morgens von 05:30-07:00 Uhr)

Gegen Ende der zweiten Laufrunde aber kam bereits der Einbruch. Es ging muskulaer nicht mehr so gut. Es war keine Kraft mehr da. Ich habe schoen regelmaessig meine Gels geschluckt und wenn keine mehr da waren halt Riegel und Tuc Cracker gekaut. Trotzdem ging es schlechter. Warum die Gels ausgingen, obwohl genug da waren, weiss ich jetzt auch. Dieses Phaenomen hatten wir oben schon einmal. Es wurden Athleten beobachtet, die sich an den Verpflegungsstaenden die Taschen vollgestopft haben und sie 200m weiter an ihre Begleitung abgegeben haben. Das ist natuerlich bitter, bestätigt aber das Bild das ich hier gewonnen hatte.

Die dritte Runde dauert dann schon 32 Minuten laenger als die erste und in der letzten Laufrunde konnte ich mich dank der Hilfe meines Freundes Bernd doch noch einmal aufraffen und so den Wettkampf unter 13h beenden. Die Strapazen sind riesengross, aber der Zieleinlauf entschaedigt fuer alles. Ich war so froh, endlich angekommen zu sein und das Gefuehl gehabt zu haben, dass das Jahr nicht umsonst war und sich das Training gelohnt hatte.
Die Infusionen liefen dann auch ziemlich gut in den Koerper, ich war objektiv dehydriert, obwohl ich der Meinung war genug getrunken getrunken zu haben. Es koennte auch am fehlenden Salz gelegenhaben, das muss ich noch herausfinden. Wenn da jemand Tips hat, immer her damit.

Montag

Um 11 Uhr begann die Siegerehrung in der Eissporthalle Frankfurt. Es gab lecker Brunch und man konnte sich sehr angeregt unterhalten bis dann die Ehrungen losgingen. Danach habe ich meine Sachen abgeholt. Bernd hatte sie am Renntag ausgecheckt und in seinen Wagen geladen. Dann ging es nach Hause.

Auf Frage: Es  ist nicht so, dass einem nach dem Wettkampf das Ziel wegbricht und man nicht mehr wuesste, wozu man trainiert. Es ist, zumindest bei mir, genau umgekehrt. Klar, man legt auch die Beine hoch und genehmigt sich auch mal (d.bedeutet EINMAL) eine Tuete Chips und 2 Flaschen Bier am Abend. Das gabs schon Jahre nicht mehr. Aber das Training geht weiter, auch ohne eine bestehende Anmeldung zu einer Langdistanz. Es macht einfach zu viel Spass!

Momentan (heute ist Dienstag nach dem Wettkampf) erholen sich Beine und Sonnenbrand gerade und es geht schon wieder ganz gut. Ab morgen wird auch wieder Saxophon geuebt und die ersten Uebungen gedehnt.

Herzlichen Dank nochmal an alle, die mich in diesem Vorhaben unterstuetzt haben. Wenn Fragen sind, schreibt sie einfach in einen Kommentar

Ergebnisse:

M40 439. Martin, Manfred
1965 12:58.55,6 3:59.46,7 (1587) ¦
Schwimmen, 1.Runde 52.16 477. ¦ 52.16 477.¦
Schwimmen, 2.Runde 38.13 478. ¦ 1:30.30 480.¦
Schwimmen, ges.: 1:30.30 480. ¦ 1:30.30 480.¦
Wechsel 1 6.53 336. ¦ 1:37.23 471.¦
Rad, Langen-Frankf. 23.48 343. ¦ 2:01.12 464.¦
Rad, 1. Runde 2:32.43 294. ¦ 4:33.55 393.¦
Rad, 1. Runde 2:46.30 332. ¦ 7:20.26 368.¦
Rad, ges. 5:43.02 322. ¦ 7:20.26 368.¦
Wechsel 2 3.58 395. ¦ 7:24.24 364.¦
Laufen, 1. Runde: 1:06.49 427. ¦ 8:31.14 375.¦
Laufen, 2. Runde: 1:20.32 468. ¦ 9:51.46 393.¦
Laufen, 3. Runde: 1:38.30 502. ¦ 11:30.17 426.¦
Laufen, 4. Runde: 1:28.38 443. ¦ 12:58.55 439.¦