Miedzyzdroje – Pomorze Zachodnie

Die polnische Ostsee war uns ja bereits von der „Frischen Nehrung“ und Danzig bekannt, jetzt ging also in den fast westlichsten Teil, den Polen zu bieten hat, Miedzyzdroje, aka Misdroy. Die Unterkunft war im großen und ganzen so wie gebucht, die Bilder der Webseite natürlich aufpoliert, auf einem das Nachbargebäude mit Software entfernt. Gut, die Zimmer waren sehr hellhörig, man konnte schon erkennen, ob er oder sie im Nachbarzimmer das Bad benutzte, die Details erspare ich Euch. Das Bad insgesamt etwas eng geschnitten, Balkon oder Terrasse gab es nicht, war aber auch nicht Bestandteil des Angebotes. Parksituation war wochenends angespannt, Küche enthielt die Basics, einen Schneebesen bekamen wir auf Nachfrage dazu. Alles noch ok, nochmal würde ich allerdings hier nicht hinfahren.

Die Menschen werden unterschieden zwischen den Eingeborenen, die hier leben und arbeiten und den letnicy (also den Sommerleuten, die nur zum Urlaub da sind). Von letzteres kommt ein beträchtlicher Anteil aus Deutschland. Alle waren sehr freundlich, am Gespräch interessiert. Mehrfach passiert es mir, dass meine drei, und viel mehr sind es wirklich nicht, Brocken polnisch gelobt werden und ich das auch verstehe. Smalltalk klappt ganz gut, aber am Telefon wirds dann schon schwierig.

Die Natur: Großartig, liegt bestimmt auch etwas an der Jahreszeit, es ist Anfang Juni, alles ist grün. Die Natur explodiert geradezu vor Wachstum. Die Wälder mit ihren Kiefern, Buchen und Eichen sind wirklich ein Traum. Wir halten es wie immer, fahren einen Tag mit dem Rad, den anderen gehen wir mit Rucksack und Wanderschuhen. Am Strand kann man letztere ausziehen. Zur Natur gehören aber auch Dinge, die hier vor 70 Jahren in die Küste hineinbetoniert worden sind, Bunker, Verteidigungsanlagen mit allen möglichen Hilfsgebäuden. Abschussrampen für die V3-Kanone. Da steht soviel Beton, da würde man die komplette Küste wegsprengen, wenn man das rückbauen möchte. Das ist kaum zu glauben. Also lässt man es lieber stehen und wartet darauf, dass sich die Natur einen Teil wieder zurückholt, das ist voll im Gange. Den anderen Teil kann man ausstellen und Besucher reinschicken, so hat man ein paar Arbeitsplätze. Ja, dass hier einmal alles deutsch war, sieht man im kleinsten Dorf, wenn am sklep spozywczy der gemalte Schriftzug Kolonialwarenladen noch sichtbar ist.
Durch Miedzyzdroje geht im übrigen auch ein Teil des Jakobsweges. Er ist sehr deutlich an der Jakobsmuschel zu erkennen. Wir sind auf dem Weg nach Swinoujscie ein paar Kilometer dem Zeichen gefolgt.

Auch Natur: Wer die Straßen verlässt und in den Wald geht, womöglich noch ein paar sumpfige Wege begeht/befährt, so wie heute auf dem roten Szlak zwischen Miedzyzdroje und Lunowo, der sprüht oder reibt sich besser mit Autan ein. Dann bleiben wenigstens die Moskitos (komary) von einem fern, gegen Pferdebremsen hilft das leider nicht, die muss man erschlagen, wenn man Zeit hat und nicht lenken muss.

Der Tourismus: Hier in Miedzyzdroje hat man sich ziemlich auf Massenterrorismus eingestellt, man muss den Ort tagsüber nicht verlassen. Da wechseln sich kleine Spielhallen ab mit normalen Eisdielen, Waffelbäckereinen und diesen Softeisautomaten, in der Nähe der Mole auch noch mit Cafes. Man braucht nichts mehr mitzubringen, es gibt alles für den Strand zu kaufen. Der Fisch am Ende der Strandpromenade war allerdings lecker und einen echten Ausfall bei einem der Lokale konnten wir nicht feststellen. Will man mit Metallbesteck speisen, sollte man sich das mitbringen, so wie wir. Ansonsten gibts dort Plastik. Mit Einbruch der Dämmerung wird der Ort/die Kurpromenade von einer Rotte Wildschweine heimgesucht, die wühlen die Mülltonnen durch und veranstalten einen ziemlichen Dreck. Da passierte nichts, aber die Saison hat ja auch noch nicht richtig begonnen.

Der Strand ist groß und schön, manchmal am Wasser etwas gemüsig. Nachmittags am Strand waren wir nur am letzten Tag, im Wasser war nur meine Frau, ich lag lieber im Schatten und habe gechillt. Wenn Wind ist kann man super den latawiec aka kite fliegen lassen. Ob Wind da ist, kann man auch gut in der Webcam sehen, den später dort fliegenden Drachen natürlich auch. Einige Kitesurfer gab es auch zu sehen, die waren aber etwas weiter entfernt, so dass man keine Details erkennen konnte. Eine Kiteschule gibts aber auch hier.

Der Weg nach Swinoujscie führte ein Stück weit über den Jakobsweg.

Die Kette war eh an der Verschleißgrenze, nach dem Urlaub wird alles getauscht.

Chillen am See.

Sonnenuntergang am Strand.

Würden wir wiederkommen? Also ich glaube, nach Miedzyzdroje eher nicht, nach Swinoujscie schon, da waren wir am 1. Juni, mit den Rädern, das hat uns etwas besser gefallen. Aber die Ostseeküste ist lang und wir haben längst noch nicht alles besucht.